About Me

Rio de Janeiro, Gardênia Azul, Brazil
At present I am completing an internship within my studies of “Non Profit, Social and Health Care Management” at the MCI, Austria. Therefore I am currently maintaining my domicile in Copacabana, Rio de Janeiro, Brazil, where I am working with the NGO Salamaleque. Salamaleque provides professional dance classes for children to keep them occupied in their spare time. Some of them attend school, some don’t, but what they have in common is the lack of space to creatively let off steam and enjoy a social network where they learn discipline and experience self esteem. War between drug lords, the militia and the police in the favelas, and the drugs and weapons children are confronted with, are the reason why children can’t play on the streets.My part is supporting the NGO with the management. Before leaving to Brazil I was agonizing about my decision. The flute of violence was augmenting from day to day. But I had taken my decision months before that; I had done a project for this organization before and I was eager to carry out my internship in Brazil. To let you informed about the incidents I am writing here, hoping for some feedback and comments from all of you. Muitos Beijos! Amelie

14 Mar 2007

Resumée der letzten Wochen

_)Die Arbeit in den Favelas
Die letzten Wochen bin ich gar nicht zum Schreiben gekommen-furchtbar! Seit ich das letzte Mal von mir wissen ließ ist so viel passiert dass ich gar nicht weiß wo ich anfangen soll......also erstmal ist aus Deutschland eine Mitarbeiterin von Salamaleque gekommen. Cris, sie sollte mir viel über Salamaleque beibringen und mir allgemein zeigen was Neues zu tun ist. Die erste Überrschung ein Tag vor ihrer Ankunft: Sie wird in meinem Bett schlafen! Auf meine verdutzte Frage, wo denn dann ich schlafe, antwortete meine Familie ganz ohne Verständnis worauf ich hinaus wollte: "Natürlich teilt ihr euch das Bett!" Nun gut, ich muss zugeben, anfangs musste ich mich an den Gedanken gewöhnen mit einer Frau, die ich noch nicht kenne, das Zimmer zu teilen.Aber als Cris dann angekommen ist, war klar dass wir uns gut verstehen, und es sollte sich herausstellen dass wir eine Menge Spass zusammen hatten. Wir waren 24/7 unterwegs, einerseits für die Arbeit, und dann war ja noch der CARNEVAL. Also sind wir jeden Tag um 5 h in der Früh ausfgestanden, haben in unterschiedlichen Favelas gearbeitet um das Arbeitsfeld von Salamaleque zu erweitern, haben mit den Verantwortlichen von mehreren öffentlichen Schulen besprochen wie eine Zusammenarbeit zustande kommen könnte etc. Es ist wirklich unglaublich in welchem Zustand viele Schulen sind! Die Lehrer verdienen kaum etwas, haben aber eine Klasse jeweils am Vormittag und eine am Nachmittag. Dass heisst sie arbeiten von 8h bis 17 h; das bedeutet aber nicht gleich dass sie auch effizient arbeiten! Stundenplan haben sie eigentlich nicht, sie nennen es zwar so, aber wenn es dann darum ging dass wir die Tanzstunden einteilen wollten fuer die Kinder wurde mir klar dass dann und wann sie eben Lust haben ihre Kinder zu uns schicken.....sei es jetzt 8.20h oder 9.15 h oder 11.00h.....zwischendurch gibt es für die kinder um 8.30h dann aber eine Essenspause, der dann ein Massen-Zähneputzen folgt. Ein zeitaufwändigerer Akt! Aber sehr lobenswert! Das gleiche findet am Nachmittag statt: Nach der Jause werden die Zahnbürsten ausgepackt!

Essensgewohnheiten
Das Essen hier besteht zu 99% immer aus Reis mit Bohnen, dazu je nach belieben Fleisch, Frensh Fries, Eier...Erschreckend ist dass die Kinder dazu erzogen werden sich sehr ungesund zu ernähren. Ständig werden Chips und Kekse gegessen, an jeder Strassenecke gibt es billige „Empadas“ und „Pasteles“, in altem Fett herausgebackene Teigtaschen gefüllt mit Fleisch oder Käse. Auch in der Schule gibt es selten etwas Vitaminhaltiges. Ich habe zwar in der Zeitung über ein Programm gelesen das gesünderes Essen in den Schulen vorsieht, aber wie so viele gute Programme hier wurde auch dieses noch nicht durchgesetzt.

Tanzunterricht
Die Kinder sind sehr herzig, im Alter zwischen 4 und 11 Jahren, in Gardenia Azul sogar bis 16 Jahre; die meisten dunkelhäutig und aus der Favela, oder wie wir eher sagen, aus der „Comunidade“, da die Bewohner dieser Armenviertel es nicht gerne hören „favelados“ genannt zu werden.
Obwohl ich ja eigentlich keine Sozialarbeiterin oder Tänzerin bin, gebe ich ihnen manchmal zusätzlich auch Tanzunterricht, da Heidi Rehse, Leiterin der NGO, mich bat, mich den Kindern ein wenig zu widmen bis sie von Deutschland wieder herkommt (gegen Ende März). Daher mache ich mit ihnen ein Aufwärmprogramm das sehr auf Ballett ausgelegt ist und übe dann Tanzschritte mit ihnen. Die Kinder sind begeistert! Da ich auf Portugiesisch unterrichte ist es immer wieder sehr erheiternd für die Kleinen wenn sich ein paar spansiche Wörte untermogeln wenn mir das richtige Wort auf Portugiesisch nicht einfällt!
Erschreckend ist wie unbeweglich manche von ihnen sind da sie sich sonst nie bewegen. Nur kurz dazu: Sie haben 1 MAL pro Woche 50 Minuten Turnunterricht! Und in der „Communidade“ ist es oft viel zu gefährlich frei zu spielen. Daher sind viele nur an Computerspiele gewöhnt! Das ist grausam, jedes mal wenn ich ein Internet-Cafe betrete sind 90% der Besucher Kinder die brutale Computerspiele spielen und dabei lautest herumgröllen.
Wenn es aber darum geht frei zu zeichen, frei zu tanzen oder vor einer Gruppe zu reden sind sie oft hilflos und wissen nicht wie.
Vor allem die Aufmerksamkeit die wir ihnen schenken ist goldwert. Gleich nach dem ersten Beisammensein mit den kleinen Tänzern bekamen wir Beijos und wurden innigst umarmt, auch von den Jungs, was mich schon etwas erstaunt hat.( Haben meine kleinen Brüder ihre Volksschullehrerin damals denn auch so herzlichst begrüßt jeden Tag;-)???)
Ansonsten bin ich dabei die Website für den Verein Salamaleque zu organisieren, Sponsoren aufzutreiben, Belege zu sammeln, Berichte zu schreiben, Fragebögen über die Auswirkung der Arbeit von Salamaleque auf die Kinder zu verfassen und auszuwerten und den Verein Salamaleque bekannter zu machen.

Transporte
Es geht sehr viel Zeit verloren mit dem täglichen reisen zu den Favelas, da sie teilweise sehr weit entfernt liegen und der öffentliche Verkehr chaotisch ist. Um 5 h früh stehe ich auf, begebe mich in das Verkehrstreiben und brauche meist 1,5 – 2 h um an meinem gewünschten Zielort anzukommen. Die Fahrt hilft einem dann aufzuwachen da die Busfahrer mehr Rally-Fahrer sind und die wahnwitzigsten Überholmanöver bei roten Ampeln unternehmen! Richtig Gas geben lohnt sich auch bei nur mehr 5 Meter Distanz zu der nächsten Bushaltestelle !!!(Bushaltestelle ist überall dort wo Menschen stehen und ihren Arm ausstrecken um anzuzeigen dass sie einsteigen wollen). Das gleiche System gilt für das Aussteigen. Da wird wild geschrien um dem Busfahrer Bescheid zu geben dass er halten soll. Meine Haltestelle um nach Gardênia Azul zu gelangen ist eigentlich in Cidade de Deus.Da es in dieser „Communidade“ momentan aber wieder gefährlicher ist und in letzter Zeit wieder 4 Frauen in meinem Alter ums Leben gekommen sind aufgrund von „Balas perdidas“, Schüsse entweder von der Polizei oder den „Traficantes“ die ihr Ziel verfehlen und manchmal andere Personen verletzen, bitte ich den Busfahrer immer mich schon vorher rauszulassen. Der Busfahrer ist aber nicht immer in der Stimmung dazu, und so musste ich letztens dann doch wieder in der nicht so feinen Gegend raus. Hab mich riesig geärgert!! Es sind zwar nicht ständig Schiessereien, aber man weiß ja nie, soetwas ensteht hier schnell! Allein in der letzten Woche sind 14 Personen in Rio de Janeiro von „Balas perdidas“ verletzt worden, 5 davon tötlich. Eins von den Mädchen wurde angeschossen als sie ihre Scwester vom Kindergarten abholte, andere Personen saßen zur faschen Zeit im falschen Bus und geraten in die Schußlinie. Dies ist hier leider Alltag, fast jeden Abend in den Nachrichten sieht man neue verzweifelte und trauernde Familienangehörige der verstorbenen.

Rio de Janeiro, Herd der Kriminalität
Obwohl man fast meinen könnte dieses Land erschüttert gar nichts mehr aufgrund der täglichen Flut von grausamen Nachrichten, herrscht zur Zeit doch allgemeine Trauer um einen 6-Jährigen der von Bandidos zu tode gefahren wurde. Er, seine Schwester und seine Mutter wurden im Auto überfallen und gezwungen auszusteigen. In der Eile schaffte es die Mutter nicht mehr ihren Sohn von der Hinterbank hervorzuholen und so schleiften ihn die 2 Sechzehnjährigen Straftäter zu tode. 7 Km. Durch den Gurt am Auto gefesselt.
Gestern las ich in der Zeitung dass in Brasilien täglich 100 Personen durch Gewaltakte ums Leben kommen, mehr als im Irak oder in Columbien. Hauptursache unter den Jungendlichen:
1. Autounfälle (90%der Jugendlichen gaben an betrunken Auto zu fahren!!)
2. Gewaltakte (Schießereien oder Messerstechereien aufgrund von Bandenkriegen, Raub
und Eifersucht; häusliche Gewalt)
3. Schwangere Frauen/Mädchen zw.10-14 und 15-19 Jahren;
4. Selbstmord

Auszug aus der Favela I
Auch in Copacabana geht es in letzter Zeit wilder zu. Der Vorfall, bei dem drei Franzosen die für eine NGO arbeiteten, in ihrer Wohnung in Copacabana erstochen wurden, ist keine Seltenheit. Die Polizei ist ständig im Einsatz. Copacabana erwähne ich deswegen, da ich vor 2 Wochen hier her gezogen bin.Eine kleine Wohnung 1 Block vom Strand entfernt! Nach einem Monat in der Favela ohne jegliche Privatssphäre und bei unbeschreiblichen Temperaturen habe ich beschlossen umzuziehen, da auch die Lage für meine Arbeit besser ist und ich so meinen Alltag einfacher bestreiten kann. Kurz bevor mein Umzug anstand bin ich dann leider so richtig krank geworden. Schuld daran sind meiner Meinung nach vor allem die Airconditioner die mein Körper teilweise aushalten muss. Vor allem die Internetcafes sind gekühlt wie Tiefkühtruhenr! Heiß-kalt-heiß-kalt.....und dazu noch das viele Arbeiten, das schmutzige Wasser das ich zwar nicht trinke aber zum waschen von Salat und Obst verwende, die ständig schlechte Luft aufgrund von Abgasen und Müll der überall auf den Strassen in der Favela liegt...und zuguter letzt die kaum vorhandenen Momente in denen man sich ausruhen kann da es in der „Communidade“ staendig laut ist (Musik-lärm von Nachbarn, Kindergeschrei, Männergebrüll das deren Frauen gilt etc) Es ist wirklich so dass wenn ich einen Anruf bekam, ich nicht wusste wo ich so schnell hin sollte um denjenigen zu verstehen, da in der Familie in der ich wohnte immer der Fernseher läuft, die Familie sehr laut miteinender kommuniziert, die Kinder weinen oder schreien, der Nachbar sich mit Musik zudröhnt oder herumbrüllt...auf der Strasse wieder eine andere Art von Musik wahrnehmbar ist....etc
Dazu kommt dass es unglaublich heiss ist und du nicht weißt wo du dich kurz davon erholen sollst....und ich glaube ich bin Hitze jetzt schon langsam gewöhnt, aber in Gardênia Azul ist es wie in einem Ofen, ohne dem geringsten Lüftchen das dich aufatmen lässt. Auf den „Strassen“ muss man wachsam sein wie ein Luchs, denn von alles Seiten lauern Gefahren, Autos, Radfahrer, Busse....die aus dem nichts hervorrasen und bestimmt keine Rücksicht darauf nehmen od da gerade jemand geht, steht oder fährt.

Alles in Allem wirklich sehr viele Eindrücke auf einmal für eine Europäerin wie mich die nicht daran gewöhnt ist KEINEN Moment der Ruhe zu haben. Es ist wirklich bemerkenswert, aber die Bewohner hier brauchen keine Zeit für sich, zum Erholen, Nachdenken, in sich gehen etc;
öfters hört man in der Stadt Kommentare der Reicheren wie: „Wenn die „favelados“ wirklich etwas aus sich machen wollten, dann könnten sie sich auch zusammenreißen und etwas durchziehen......“ oder etwa „...die favelados sind ja nur faule Schmarotzer...“. Ich muss ganz ehrlich sagen dass ich den Frust der hart arbeitenden Cariocas (Einwohner von Rio de Janeiro) nachvollziehen kann, denn sie arbeiten (teilweise) hart und erhalten unter anderem auch eine große Zahl von Favelas mit ihren Steuergeldern. Andererseits ist das ganze nicht ganz so einfach wie sie es darstellen. Allein die Tatsache, ein Favela-bewohner zu sein macht es schon schwierig einen Job zu bekommen. Viele geben bei ihrer Bewerbung eine falsche Adresse an, denn Rio strotzt nur so von Vorurteilen und Rassismus. Erst heute wieder ein Kommentar einer älteren Dame hinter mir im Bus: „.....ich weiß nicht warum der Busfahrer überhaupt anhält um Schwarze mitzunehmen........die stinken alle nur...!“ Vorurteile und der extreme Dualismus von Arm und Reich schlagen einem ins Gesicht wie die heiße feuchte Luft hier. Sehr oft findet man Einkaufsstrassen mit Markenkleidung und Fitness-und Beautycenter gleich neben einer Favela, wo die Bewohner in Well-blech-Häusern und Holzbaracken hausen. Die Distanzen vergleichbar wie z.B.: Mariahilferstrasse als reiches Viertel mit Neubaugasse als Favela; MCI 1, wohlhabend, SOWI als Favela; Eine Schule in Ipanema mit der Salamaleque arbeitet liegt direkt am Anfang der Favela; das heisst: nach links darf ich gehen, rechts von der Schule ist absolutes Tabu, nicht mal Taxifahrer wagen sich dort hin.

Jedenfalls, nochmal zu dem Thema „Leben in der Favela“. Das eine Monat dort zu leben hat mir gezeigt wie schwierig es ist dort wirklich produktiv etwas weiterzubringen. Angekommen bin ich motiviert und voller Elan, verlassen hatte ich es etwas demotiviert und krank (das mag vielleicht auch Zufall gewesen sein). Die Aussage die ich damit treffen will ist, dass es sehr viel Kraft kostet seinen guten Willen zu behalten um etwas auf die Beine zu stellen wenn rundherum nichts zu funktionieren scheint. Pünktlichkeit ist ein Fremdwort. Verlässlichkeit auch. Das was heute versprochen wird ist morgen schon ein Relikt der Vergangenheit.
Was man MORGEN kann besorgen,
macht hier HEUTE keinem Sorgen
!“
Bei all der Struktur und Ordnung die ich mit meiner Arbeit versuchte bisher durchzusetzen, sehe ich nur sehr langsam Wurzeln setzen. Jedenfalls verlangsamen die Hitze und der ständige Lärm überall die Arbeit von Jedem hier, nichts geht richtig voran, sei es der Bus, die Kassiererin im Supermarkt, der Friseur.....da muss man aufpassen dass man nicht in denselben Trott verfällt. Und in diesem Umfeld die Energie und die Motivation zu erhalten um als „favelado“ Stunden in die Stadt zu fahren um einen Job zu suchen, seine Identität zu verbergen und abgewiesen zu werden......ich muss ehrlich sagen, das ist sehr hart. Denn allein die organisatorischen Dinge rauben viel Energie; plötzlich kein Wasser zum Duschen; keine Elektrizität; Hitze; Busse die ausfallen; überfüllte Busse in die Stadt oder von der Stadt retour.......

Internetzugang
Während meiner Zeit in der Favela kam ich kaum dazu an meinem Computer zu Schreiben da es kein ruhiges Plätzchen gibt. Das Internetcafe war zwar meine Rettung um immer wieder etwas zu schreiben....aber ihr könnt euch gar nicht vortsellen wie viel Frust mich diese Arbeit gekostet hat.
Die Internetverbindung stürzt so ungefähr halbstündlich ab. Prinzipiell dann wenn ich den Text den ich gerade verfasst hatte abspeichern wollte.
Um die Verbindund wieder aufzubauen braucht es DEN einen Mann (anscheinend der Einzige hier der es reparieren kann??!!); bloß ist DER eine Mann oft nicht auffindbar, schläft noch oder sitzt zu jeglicher Uhrzeit an der Bar. Also bis er auftaucht und Hand anlegt vergehen leicht 40-60 Minuten.
Plus 30-60 Minuten Reparatur ergiebt dann meist eine Zeitspanne die einem die letzte Motivation raubt den verfassten Text nochmals zu schreiben. Ausserdem reicht die Zeit sowieso nicht da nebenbei ja auch noch gearbeitet werden muss.

Auszug aus der Favela II
Anfangs war es mir auch sehr unangenehm dass die Familie in der ich wohnte sich auf engstem Raum zusammenlegt in der Nacht. 5 Personen in drei Einzelbetten in einem kleinen Zimmer. Ich zahlte zwar für meinen Aufenthalt bei ihnen, aber dennoch stellte ich es mir etwas eng vor. Aber die Urgroßmutter versicherte mir immer dass sie auch wenn ich nicht da wäre so schlafen würden. Und es stimmt! Jedesmal wenn ich auf Besuch bei ihnen vorbeikomme, einen Cafe mit der Urgroßmutter trinke und plaudere (das kann stunden dauern, denn die Leute hier reden sehr gerne..), da sehe ich dass sie „mein“ Zimmer wirklich nicht verwenden. Nur als Stauraum! Es ist üblich dass sehr viele Personen in einem kleinen Zimmer beisammen sind und die Einzelbetten teilen.

Jedenfalls bin ich also kurz vor meinem Umzug in die Stadt sehr krank geworden. Hohes Fieber, Ohrenschmerzen, Husten, Schnupfen und sehr starkes Kopfweh trugen dazu bei dass ich den Lärm und das Geschrei ab 6h früh bis 3h nachts fast nicht aushielt, und ich aufgrund der Hitze wirklich dachte dass ich mit dem Bett verschmelze. Ich war leider auch zu schwach um zur Apotheke zu gehen, also verbrachte ich die ersten 3 Tage im Dilierium. Habe dann aber noch einen Transport in die Stadt organisieren können, da ich doch mit all meinen Sachen in Copacabana ankommen wollte und mich im öffentlichen Bus nicht unnötigen Gefahren aussetzen wollte. Normaler Preis für diese Strecke sind R$40,-, aber versuchen wollte der Fahrer dnn doch ob er von der „Gringa“ (Ausländerin) R$70,- herausschlagen kann. Das machte mich in meinem Zustand so wütend dass ich anfing richtig mit ihm zu streiten und an ihm meinen Frust auszulassen dass die Leute der Meinung sind dass weiße Haut und blonde Haare gleich zu setzten sind mit Reichtum!(Ich habe dann letztendlich R$40,- gezahlt, ein engemessener Preis..) Es ist leider wirklich so dass die ärmere Schicht in Rio de Janeiro es für recht und billig hält dass die die hier etwas verdienen für die „Favelados“ aufkommen. Das System läuft hier auch so. In den „Communidades“ zahlt niemand für Wasser und Strom, denn meistens wird dieses von irgendwo abgezapft. Verallgemeinern sollte man natürlich nicht, aber es ist auch das Gefühl dass ich hier langsam bekomme, dass die ärme Schicht erwartet dass der Staat und somit alle Steuerzahler für diese Sachen aufkommen sollen. Licht und Strom wird fast nie abgedreht da sie gar kein Gefühl dafür entwickeln dass Konsum auch Kosten entstehen lässt. Daher gab es eine Zeit in welcher ihnen der Staat am Abend ab einer gewisser Zeit den Strom abdrehte.
Meine Arbeit und die Arbeit von Salamaleque wird von allen hier sehr positiv aufgenommen und die Kinder freuen sich und verbringen die Zeit mit dem Verein anstatt ihren sonstigen Alltag zu leben. Der wichtigeste Beitrag des Vereins ist , dass den Kindern Aufmerksmkeit geschenkt wird und sie Zeit und Raum finden sich darzustellen, auszudrücken, wahrgenommen zu werden und ein Echo zu bekommen. Die Tanzstunden tragen dazu bei dass sie ein besseres Körpergefühl bekommen und lernen sich zu konzentrieren, einzelne Tanzsegmente zu merken, durchhalten und schlussendlich den gesamten Tanz vorzutanzen. Kleine Erfolgserlebnisse bewirken wunder!

Die Treffen finden momentan entweder in den Schulen oder in einer Kirche statt, da es an sonstigen Räumlichkeiten mangelt. Salamaleque besitzt leider noch kein eigenes Zentrum da es an finanziellen Möglichkeiten mangelt. Die Kinder tanzen meist barfuß auf Betonboden, daher sind manche Übungen nicht immer leicht durchzuführen, und da es noch keinen Salamaleque-Standort gibt sind alle Kostüme für Tanz-und Theateraufführungen bei der Mutter von einer Salamaleque-Mitarbeiterin verstaut.

Sonstiges
Was ich hier noch kurz erwähnen möchte sind zwei erschütternde Tatsachen:
Der Englischunterricht in den Schulen ist qulaitativ und quantitativ ein Katastrophe! Die Schüler haben jahrelangen Unterricht und wissen oft höchstens „Hello“ und „I am love u“(Ja, leider nicht „I love you“). Ein Mädchen hat mir erzählt das sie zwar schon 3 Jahre Englisch lernt, aber letztes Jahr wurde die Lehrerin schwanger und somit viel der Unterricht für ein HALBES Jahr aus!!!!Kein Ersatz!
Das andere unangenehmere Erlebnis war als während der Tanzstunde eines der Mädchen ohnmächtig zu Boden viel. Furchtbare 40 Minuten lang versuchte ich sie immer wieder zum Bewusstsein zu holen. Da ich alleine mit den Kindern war, musste ich zewi von ihnen schicken um Jemanden zu informieren der dann die Rettung rufen sollte. Nach 10 Minuten, in denen ich vor Panik schon dachte das Mädchen stirbt in meinen Armen, kamen die 2 Kinder zurück um mir zu berichten dass die Rettung nicht kommen würde! Also schickten wir nochmal 2 andere Kinder mit dem gleichen Auftrag, aber es dürfte keinen so wirklich interessiert haben uns zu helfen. Nach 40 angsterfüllten Minuten kam dann endlich die Ambulanz, ganz im brasilianischen Stil, gemütlich dahergetrottet. Nachdem das Mädchen 7 Mal in Ohnmacht gefallen war erleichterte mich sogar der Anblick dieser schlaffen Retter. Ohne jegliche Hast wollten sie erstmal von mir wissen woher ich bin und ob ich noch Singel bin. Welche Sprache man in Österreich spricht und ob es teuer ist nach Österreich zu reisen. Wir haben ohne zu antworten das Mädchen in den Wagen gelegt und ich bin mit ins Krankenhaus gefahren. Wir riefen noch schnell die Familie des Mädchens an um Bescheid zu geben, die Großmutter meinte sie schicke gleich die Mutter zu uns ins Krankenhaus.
2,5 h Aufenthalt und 2 Infusionen später riefen wir nochmals an um zu berichten dass wir nurmehr auf die Ankunft der Mutter warteten. Aber die war noch immer mit dem Rest der Familie zu Hause. War anscheinend nicht so wichtig dass die eigene Tochter bewusstlos ins Krankenhaus gebracht wurde. Ich bestellte daher ein Taxi und begleitete das Mädchen nach Hause. Sie hatte seit 2 Tagen nichts gegessen!!Möglicherweise hatte die Mutter aber auch kein Geld um den Bus zu nehmen.

Carneval
Ach ja, der Carneval hier war einzigartig. Ausnahmezustand. Überall Musik, unglaublich viele Menschen unterwegs, tolle Sambatänzerinnen....und alle in richtiger Partystimmung... Die Stadt steht Kopf und NIEMAND arbeitet-tja bis auf mich, denn ich arbeitete zum Entsetzen der Brasilianer schon ;-) ! Hatte aber auch kurz Zeit mit Cris in die Stadt zu fahren und das Geschehen etwas mitzuerleben. Unglaublich! Viele Kostüme (vor allem Männer in Frauenköstümen) viel Samba, viel Caipirinha und Bier, Hitze, viele Menschen, Trommler an jeder Ecke....eine berauschende Mischung! Habe auch brav Samba getanzt, aber ich muss es immer wieder betonen: Mein Herz schlägt für SALSA!! Aber für Samba kann ich mich auch begeistern (zumindest für ein paar Minuten, denn dann beginnt das Ganze richtig anstrengend zu werden...)
Da der Carneval kurz nach meinem Geburtstag begann, wurden gleich zwei Festlichkeiten zusammengelegt und ausführlich gefeiert; habe zweimal Geburtstagstorte bekommen, wurde besungen und musste einen Geburtstags-Samba tanzen! Einmal mit meiner Familie in Gardenia Azul und einmal mit Freunden. Das witzige daran war das kaum jemand hier glauben kann dass ich mit 24 Jahren noch nicht mal EIN Kind habe und auch nicht verheiratet bin!!Das ist für hier wirklich eine Ausnahme, aber alle meinten sie suchen mir noch einen hübschen Brasilianer zum Heiraten!

Argentinien
Und noch eine Sache die ich berichten wollte: Manche wissen es schon, manche interessiert es vielleicht eher mäßig, aber ich freue mich bekannt zu geben dass ich für den Studienplatz in Buenos Aires ausgewählt wurde!! Ich freue mich riesig!

3 comments:

Anonymous said...

Hi Ami,
freut mich zu hören das Du nach all den Schießerein noch in einem Stück bist! Hoffe das bleibt auch so...
Hast ja so einiges erlebt seit dem wir uns das letzte mal gesehen haben, Respekt! Gratuliere zum Platz in Argentienien, wird Dir sicher auch gefallen. Wenn ich mir Deine Wohnungssituation so anhöre vermisst Du sicher unsere spezial Serien-Abende in der Martinstr., da gabs wenigstens eine Couch für jeden!

Alles Liebe, halt die Ohren steif!

Georg Dr. C.

Amelie said...

Ohh, was fuer eine nette Ueberraschung!Dr.C! Danke fuer deine Nachricht! Haben schon so lange keinen Spezial-Serien- Abend mehr gehabt, ich glaub ich habe schon den Faden verloren..:-)..
Ich hoffe wir sehen uns bald mal wieder, wuensche Dir alles Liebe!

em said...

Liebe Amelie,
Deine Berichte lesen sich ja wie ein Krimi! Sehr interessant und sehr gut geschrieben. Pass bloß auf Dich auf! Da hast Du Dir ein hartes Leben ausgesucht!

Gratuliere zu deinem Studienplatz in Argentinien! Hoffentlich finden wir zwischen Deinen Weltreisen noch Zeit uns zu sehen!
Lange hast Du nichts von mir gehört! Sorry.Wir waren in den USA , in Charleston bei Freunden, die dort für 9 Monate sind. Wir sind gut zurückgekommen. Charleston war sehr interessant, ich liebe ja diesen alten Südstaatenhäuser mit den schönen Veranden und den von Landschaftsarchitekten angelegten Gärten!Dann waren wir noch für 10 Tage in Florida.

In Florida habe ich einfach nichts getan, nur intensiv Spanisch gelernt. Bald kann ich deine CD verstehen!

Jetzt bin ich viel in Haus und Garten beschäftigt; Umbaupläne, Aufräumen (kommt alles auf den Flomarkt); etc

Wann kommst Du zurück?
Dicke beijos
Deine Mädi